Der Klimawandel ist menschengemacht – und: Der Mensch kann gegensteuern.
Bild: Barcin
Bewahrung der Schöpfung
Mit Energie für gutes Klima
„Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (1.Mose 2,15)
Wir Christinnen und Christen bekennen uns zu Gott als dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Wir leben nicht aus uns selbst heraus und nicht für uns selbst: Gott ist Kraft und Quelle unseres Lebens. Angenommen durch ihn und befreit durch seine Liebe sind wir fähig, ethisch zu handeln.
Gott schuf uns „zu seinem Bilde“ und gab uns den Auftrag, Verantwortung zu tragen für seine Schöpfung, für unsere Welt: Wir sollen sie „bebauen und bewahren“. Das ist eine gewaltige Herausforderung. Gerade weil wir auf die Vollendung der Erlösung und ein Leben in der kommenden Welt Gottes hoffen, nehmen wir diese Herausforderung im Hier und Heute an. Sie ist größer denn je.
Bis jetzt seufzt die ganze Schöpfung (vgl. Röm 8,22)
Wir bekennen, dass wir Gottes Auftrag unzureichend erfüllen: Spätestens seit der Industrialisierung leben wir zusehends rücksichtsloser zu Lasten unserer Mitgeschöpfe. Artensterben, zunehmende Unwetter, Ernährungskrisen: Die Folgen des Klimawandels werden immer sichtbarer, das „Seufzen der Schöpfung“ wird lauter. Wir tragen dafür Verantwortung.
„Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ (Mi 6,8)
Vor 20 Jahren sprach sich die Landessynode in Gunzenhausen deutlich für die „Bewahrung der Schöpfung“ aus. Wir haben seitdem vieles getan. Seit 2007 hat die Landeskirche die energetische Sa¬nierung von Pfarr- und Gemeindehäusern mit 8,7 Mio. Euro unterstützt. Weitere Mittel sind auf der Ebene von Dekanatsbezirken und Gemeinden eingebracht worden. Unser Dank gilt den über 1300 ehrenamtlichen Umweltbeauftragten in den Kirchengemeinden und allen, die in den letzten Jahren bereits Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung und der Begrenzung des Klimawandels realisiert haben. Zudem haben wir viel von der weltweiten Ökumene gelernt: Schon die ökumenische Weltversammlung von Seoul 1990 hatte dazu aufgefordert, sich eingehender mit dem Klimawandel zu befassen und das Bewusstsein in den Kirchen für das Problem zu fördern. Die EKD-Synode im Herbst 2008 hat Gesellschaft und Politik nachdrücklich an ihre Verantwortung für das Überleben der Weltgemeinschaft erinnert.
23.02.2016
ELKB
Das Erreichte ist nicht genug. Alle Studien zeigen: Der Klimawandel ist menschengemacht – und: Der Mensch kann gegensteuern. Aber die Zeit drängt. Notwendig sind klare Rahmen-bedingungen der Politik. Für uns Christinnen und Christen reicht es nicht, auf die Politik zu verweisen. Wir stehen in der Verantwortung – vor Gott, vor unseren Nächsten, vor den nachfolgenden Generationen. Wir müssen unseren Lebensstil ändern, damit wir unseren Kindern auf ihre Frage, was wir gegen die Klimakatastrophe getan haben, eine positive Antwort geben können.
Veränderung ist möglich, wenn viele Menschen an vielen Orten anfangen, viele kleine Schritte zu tun. Wir bitten daher alle Menschen und insbesondere jede Christin und jeden Christen, sich zu fragen:
Wo bin ich bereit, meinen Lebensstil so zu ändern, dass er dazu beiträgt, die Klimakatastrophe abzuwenden?
Wie senke ich drastisch den Ausstoß klimaschädlicher Gase ?
Worauf bin ich bereit zu verzichten?
Wo stärke ich regionale Wirtschaftskreisläufe und vermeide so entbehrliche Transporte?
Wo übe ich mich in Entschleunigung und Bescheidenheit und setze so ein Zeichen gegen das „Immer größer, immer schneller, immer weiter“?
„Ihr seid das Salz der Erde… Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5,13f)
Wir als Landessynode rufen mit diesem Wort zur Umkehr im Denken und Handeln auf. Wir kennen inzwischen genügend Wege, um den Klimawandel zu begrenzen. Wir müssen sie endlich mutig beschreiten. Sie führen zu neuer Lebensqualität - auch wenn sie manchmal Verzicht bedeuten. Als Kirche Jesu Christi wollen wir glaubwürdig vorangehen. Daher ist es höchste Zeit, unser Engagement für Gottes gute Schöpfung zu verstärken.
Die Landessynode unternimmt daher zunächst folgende konkrete Schritte:
Wir streben in Verbindung mit dem gemeindebezogenen Immobilienprojekt an, in Kirchengemeinden und Einrichtungen ein Umweltmanagement, zum Beispiel den „Grünen Gockel“, zu installieren. Wir verpflichten uns, dafür finanzielle An¬reizsysteme zu schaffen.
Wir unterstützen und fördern kirchliche Einrichtungen dabei, nachhaltig zu wirtschaften – zum Beispiel durch forcierte energetische Immobilien-Sanierung, durch Nutzung regenerativer Energien, durch nachhaltige Geldanlagen. Deswegen verdoppeln wir die Mittel für energetische Sanierungen in Kirchengemeinden und Dekanatsbezirken.
Wir streben an, als Landessynode unseren Ressourcenverbrauch während der Tagungen zu sen¬ken und unsere CO2-Bilanz kontinuierlich zu verbessern. Diese Verbesserung überprüfen wir jährlich.
Klimaschutz und neuer Lebensstil sollen Inhalt all unserer Angebote werden. Das religionspäda¬gogische Zentrum, das Gottesdienstinstitut und die anderen zuständigen Einrichtungen unserer Landeskirche stellen dafür bereits gute Materialien zur Verfügung.
Die zuständige Stelle im Landeskirchenamt wird gebeten, binnen Jahresfrist einen Rahmenvertrag für den Bezug von „Grünem Strom“ abzuschließen. Wir leisten damit einen Beitrag, Atomstrom und fossile Energien überflüssig zu machen.
Nicht vermeidbare Flugreisen sind durch eine CO2-Abgabe klimaneutral zu stellen. Der Schadstoffausstoß des kirchlichen Fuhrparks ist weiterhin kontinuierlich zu senken.
Wir befinden uns gegenwärtig in einer Zivilisationskrise, denn Finanz-, Klima- und Ernährungskrise haben ähnliche Ursachen: Das Streben nach immer höheren Renditen, das den Raubbau an Ressourcen beschleunigt. Nur mit einem entschiedenen Kurswechsel und einer Abkehr vom uneingeschränkten Konsum lassen sich diese Krisen steuern. Wir brauchen insbesondere eine Energie-Wende, die eine enorme Chance ist: Bis jetzt ist Deutschland bei der Entwicklung regenerativer Energietechnologie und bei der energetischen Gebäudesanierung führend. Eine Politik, die Rahmenbedingungen für die Energie-Wende schafft, sichert daher nachhaltig Arbeitsplätze. Studien belegen, dass es sehr viel teurer wird, wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel verschieben. Die Landessynode fordert daher auch die Politikerinnen und Politiker auf, ihre Entscheidungen strikt nachhaltig zu orientieren.
„Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?“ (Jes 43,19)
Mit diesem Wort will die Landessynode Mut machen zum Aufbruch. Zum Umdenken. Mut ma-chen, neue Wege zu gehen. Mut machen, unseren Auftrag endlich ernst zu nehmen: die Erde so zu bebauen, dass wir sie bewahren. Wir sind überzeugt, dass aus der Krise eine Chance werden kann, weil Gott seine Welt auch heute in Händen hält. Eine Chance, die wir als Mitarbeitende Gottes getrost und hoffnungsvoll nützen können, getragen von Gottes Zusage, dass er Neues schafft, und seinem Auftrag: seine Schöpfung bewahren.
Heilsbronn, 2. April 2009