Herbsttagung 2022

Gebet zu Beginn

Mit freundlichen Willkommensworten und einem Gebet stimmt Theresa Amberg, Pfarrerin an der Paulanerkirche, die Synodalen und die Festgemeinde auf den Gottesdienst ein.

Virtuoser Gesang

Zwei sehr unterschiedliche Gruppen gestalteten den Gottesdienst musikalisch: Ein Ensemble des Windsbacher Knabenchors unter der Leitung von Ludwig Böhme (im Bild) brachte virtuos Werke von Poulenc und Mendelssohn-Bartholdy zu Gehör.

Freude an der Musik

Synodale Sr. Nicole Grochowina freute sich an den Jazzklängen des Saxophonisten Stefan Frank, des Posaunisten Martin Flierl und des Schlagzeugers Philip Senft, die unter der Leitung von KMD Gerd Henneke auch mit modernen Interpretationen von Kirchenliedern begeisterten.

"Ein unerschöpfliches Hoffnungsreservoir"

Über Endzeitängste und die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft predigte Regionalbischof Klaus Stiegler. Nicht Weltuntergang, sondern Weltaufgang habe Jesus gepredigt. Jesu Worte seien Bausteine einer neuen Welt, die längst begonnen habe. „Die so sehr erhoffte und ersehnte neue Welt ist nicht Zukunftsmusik.“ Weil Jesus für die Menschheit eine solidarische, friedliche und lebenswerte Zukunft in die Gegenwart hole, sei der Glaube ein unerschöpfliches Hoffnungsreservoir. Eine Hoffnung, die realistisch sei, weil Christen sich der Wirklichkeit stellten. Das Vertrauen auf eine lebenswerte Zukunft sei „stärker als alle Angst vor dem Bedrohlichen.“ Wir werden nicht müde, auf neue Anfänge zu vertrauen. Auch wo alles verfahren und aussichtslos erscheint.“ Diese realistische Hoffnung bewahre vor Ohnmacht, schenke Widerstandskraft und bringe ins Handeln.
Predigt von Regionalbischof Klaus Stiegler als PDF

Gottes Vertrauensvorschuss

Gott habe den Menschen die Erde anvertraut und traue ihnen Großes zu. Die Kraft dazu investiere Gott in sie. „Gottes Vertrauensvorschuss und die uns von ihm verliehene Vollmacht gilt es einzulösen. Lasst uns vom Reden ins konkrete Handeln kommen. Du wirst gebraucht. Mit allem, was du kannst!“ Kirche würde in dieser Zeit gebraucht "mit dieser für unser Leben so kostbaren realistischen Hoffnung". Sie lebe von Voraussetzungen, die nicht in ihrer Hand lägen. Das eröffne auch Freiheit und Experimentierfreude "für den großen, notwendigen, epochalen Umbau, der schon im Gang ist".
Predigt von Regionalbischof Klaus Stiegler als PDF

Abschied nach zehn Jahren

Nach fast zehn Jahren verabschiedete sich der theologische Referent der Landessynode, Dr. Ralf Frisch (re.) aus seinem Amt. Das Präsidium würdigte seinen Dienst und segnete ihn für seinen weiteren Weg.

Gebet für die Welt

Synodale des Kirchenkreises München dachtenin den Fürbitten an die Krisen in der Welt und beteten für ein gutes Gelingen der Synodaltagung.

Impressionen vom Gottesdienst

Der Gottesdienst in Bild und Ton - ein Video von Axel Mölkner-Kappl.

Ein Dank zum Schluss

Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel bedankte sich bei allen beteiligten des Gottesdienstes, insbesondere aber auch bei Ralf Frisch für zehn Jahre geistreiche, umsichtige Begleitung der Landessynode.

Verpflichtung der neuen Synodalen

Die Synodalen, die neu oder in Vertretung an dieser Tagung teilnahmen, wurden von Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel verpflichtet: im Bild v.l. Sandra Schuhman, Jörg Streng, Malte Scholz, Katrin Vogelmann und Benedikt Kalenberg.

„Das Buffet ist vorbei!“

Mit diesem Zitat überschrieb Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel ihre Ansprache und plädierte für das radikale Weglassen von Überflüssigem, für Profil und Konzentration auch in der Arbeit der Synode: „Prozessabläufe vereinfachen“, „Digitalisierung nutzen“, „das Tagungsprogramm komprimieren und eine neue Qualität der Arbeit erreichen“. Diese verkürzte Herbsttagung sei ein solcher „Beitrag für eine Konzentration auf das Wesentliche und die Stärkung des Ehrenamts, das unverzichtbare Signatur unserer Kirche ist und von dem unsere Kirche lebt.“
Die Eröffnungsansprache der Synodalpräsidentin als PDF

Vom Vollprogramm zur Spezialisierung

Doppelungen vermeiden, Synergien nutzen, Qualität sichern, ganz im Sinne der Reformprozesse - Profil und Konzentration, Immobilienplanung, Verwaltungsreform, Landesstellenplanung und Miteinander der Berufsgruppen -, die aufeinander bezogen werden sollen, dafür tritt die Synodalpräsidentin nachdrücklich ein. Bei den Reformen solle nicht eine Neuordnung des alten im Mittelpunkt stehen, sondern Profilierung und Spezialisierung: „Unsere Kirche kann gewinnen, wenn sie sich mutig vom Vollprogramm „Alles für alle“ wegbewegt, auf ihre Spezialitäten konzentriert und vor Ort überlegt, was es wirklich braucht. Dann kann Kirche ein Gespür dafür bekommen, wie weniger trotzdem genug ist für alle“, erläuterte Preidel.
Die Eröffnungsansprache der Synodalpräsidentin als PDF

Freiräume für Neues entdecken

Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel wirbt für Innovation und Neuerungen: „Erst wenn wir den Mut haben, ausgetretene Pfade zu verlassen, werden uns die Augen geöffnet für das Überraschende der Gegenwart, für Orte, an denen bereits jetzt eine andere Ordnung und eine andere Ortung der Dinge sichtbar werden. Erst wenn wir wirklich deutlich benennen, was wir nicht mehr tun, entstehen die Freiräume für den Weg, auf dem Gott unsere Kirche in die Zukunft führt. Und erst wenn wir wirklich loslassen, werden wir auch selbst gelassener“, so Preidel. „Gelassenheit, vielleicht sogar heitere Gelassenheit kann uns Mut machen für die kommenden Jahre, und sie kann uns Mut machen für die Zukunft unserer Kirche.“
Eröffnungsansprache der Synodalpräsidentin als PDF

Bericht aus dem Landessynodalausschuss

Der Synodale Norbert Roth aus München nahm seine Konsynodalen mit auf die Reise in „Himmlisches und Bedrängendes“ und berichtete über die Arbeit des Landessynodalausschusses zwischen den Tagungen.
Der Bericht aus dem Landessynodalausschuss als PDF

Bericht des Landesbischofs

Seinen traditionellen Bericht von der Landessynode hat Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm unter das Motto der Vollversammlung des Weltrats der Kirchen in Karlsruhe gestellt: „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt.“ Themen sind unter anderem der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, die Landeskirche nach der Zukunftskonferenz in Tutzing, das Bündnis für Toleranz und die Klimadebatte im Lichte des Glaubens.

Der Bericht des Landesbischofs als pdf

Kein Missbrauch religiöser Autorität zur Rechtfertigung von Angriffen

Die Bilder des Kriegs in der Ukraine seien nach wie vor bedrängend, so Heinrich Bedford-Strohm. Er begrüßte es, dass die Vollversammlung des Weltkirchenrats sich klar gegen die russische Invasion positioniert und den Missbrauch religiöser Sprache und Autorität zur Rechtfertigung bewaffneter Angriffe verurteilt hat. Der Landesbischof hob die Hilfe und Unterstützung hervor, die Geflüchtete aus der Ukraine in Bayern erfahren. „Und das zusätzlich zu allem Engagement für Geflüchtete aus anderen Ländern, die genauso verdienen, würdig behandelt zu werden. “ Heinrich Bedford-Strohm dankte Kirchengemeinden, die sich in diesem Bereich mit Nächstenliebe und Beharrlichkeit einsetzten.

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Energieknappheit und Wärmewinter

Genau wie alle anderen seien die Kirche und ihre Mitglieder von einer möglichen Energieknappheit und den hohen Energiekosten betroffen, so der Landesbishof. Kirche habe eine Verpflichtung zur innerkirchlichen und zur gesellschaftlichen Solidarität. Deswegen sei zusätzlich zu Finanzmitteln für Wärmehilfen und Energiesparmaßnahmen zusammen mit der Diakonie die Aktion "Wärmewinter" ins Leben gerufen worden: Gemeinden und Dekanaten sollten bestehende Strukturen, beispielsweise die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (KASA) nutzen, um Spendenmöglichkeiten zu schaffen – für diejenigen, die den Energiekostenzuschuss nicht unbedingt brauchten. Lobend erwähnte der Landesbischof einige Projekte bayerischer Kirchengemeinden, so das wöchentliche Wintercafé der Himmelfahrtskirche München-Sendling oder das erweiterte Angebot für eine Wärmestube und eines Begegnungszentrums, das das Diakonische Werk Ansbach mit der Stadt Ansbach plane.

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Zukunft der Kirche

Ein „Meilenstein“ sei die Zukunftskonferenz im Juli in Tutzing gewesen, sagte der Landesbischof. Es sei ein kraftvolles Bild davon entstanden, wie Kirche in der Zukunft aussehen könne. Das solle so schnell wie möglich in konkrete Schritte umgesetzt werden. „Es bewährt sich jetzt, dass wir uns für unseren Zukunftsprozess „Profil und Konzentration“ so viel Zeit genommen haben.“ Durch die Diskussionen hätten sich viele Menschen die Grundideen des Prozesses zu eigen gemacht.

Die Aufarbeitung und die Prävention sexualisierter Gewalt hätten höchste Priorität und seien auch in der ELKB Chefsache, betonte der Landesbischof. So gebe es regelmäßig eine Steuerungsgruppe „Sexualisierte Gewalt“ mit Beteiligten des Landeskirchenamts und der Diakonie. Im August habe Isabell Langkau die Leitung der Fachstelle für sexualisierte Gewalt übernommen. „Ich bin wirklich glücklich, dass wir sie mit ihrer Kompetenz und Erfahrung gewinnen konnten.“ Darüber hinaus freue er sich über das gewachsene Vertrauen der Betroffenen, mit denen er sich in einem vierteljährlichen Rhythmus treffe. Es beeindrucke ihn, dass gerade Menschen, die eine solch schmerzliche Erfahrung gemacht hätten, bereit seien, sich einzubringen bei Prävention, Ausgestaltung von Schutzkonzepten und beim evangelischen Kirchentag.

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Klimaschutz umsetzen

Intensiv setzte sich Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in seinem Bericht mit der Klimadebatte auseinander. Klimaaktivisten müsste vermittelt werden, dass sie gehört würden und dass die Dringlichkeit ihrer Anliegen gesehen werde. Bedford-Strohm: „Lasst uns miteinander ins Gespräch kommen, auch über die Protestformen. Lasst uns aber vor allem sehen, was die Umsetzung konsequenter Klimaschutzmaßnahmen immer noch bremst und wie sich das verändern lässt! Lasst uns konstruktiv darüber beraten, wie wir die notwendigen politischen Mehrheiten dafür finden können!“ Ausdrücklich begrüßte der Landesbischof die Einigung auf einen Klimaausgleichsfonds in Scharm El-Scheich. „Es ist ein Durchbruch von historischer Dimension, dass der notwendige Ausgleich dieser Ungerechtigkeit jetzt von der Staatengemeinschaft ausdrücklich anerkannt wird.“

Weitere Themen des Berichts waren das Bündnis für Toleranz, die Tätigkeit des Landesbischofs im Weltkirchenrat und die Begegnung mit der Partnerkirche in Tansania.

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Gibt es die Hölle?

Mit Posaunenklängen begann der zweite Sitzungstag in Amberg. „Gibt es die Hölle?“, fragte Karl-Friedrich Wackerbarth aus Prien in seiner Morgenandacht. Antwort finde er in einem originellen Essay eines irischen Studenten der Chemie zu der Bonusfrage: „Ist die Hölle endotherm oder exotherm?“ Wie einfach wäre es, wenn wir so die Nichtexistenz der Hölle beweisen könnten und gleichzeitig die Existenz Gottes, so Wackerbarth. Leider sei das nicht so simpel. Die Hölle lasse sich nicht aus dem Kanon der Bibel streichen, so gern er es auch wolle. „Das Getrenntsein von Gott scheint manchmal die gute Nachricht der Gegenwart Gottes zu überlagern“, so Wackerbarth. Dabei sei Gott unendlich liebend, er könne retten, was scheinbar unrettbar verloren sei, „er kann es und er will das“. Er finde es „großartig“, dass bei seinen Konfirmanden die Vorstellung eines Endgerichts gar nicht mehr präsent sei. Da habe die Verkündigung der Liebe Gottes vielleicht doch gefruchtet. Dabei sei es nicht gleichgültig, was wir täten. „Aber zuallererst geht es doch in unserem Glauben darum, uns für die Gegenwart Gottes zu öffnen. Die Hölle ist zugefroren“, davon sei er überzeugt, so der Synodale. „Und dargegen kann auch keine Klimaerwärmung etwas tun.“

Konsequente moderne Sparpolitik

Oberkirchenrat Patrick de La Lanne bringt den Haushalt für 2023 ein. Die Erträge belaufen sich auf 979,7 Millionen Euro und die Aufwendungen auf 948 Millionen Euro. Damit werden Überschüsse in Höhe von 31,7 Millionen Euro erwartet. Der Krieg in der Ukraine sowie die Energiekrise überschatten die ökonomische Lage in Europa. Auch die Lage der Kirche sei angespannt. „Vor diesem Hintergrund müssen wir als Kirche eine konsequente, moderne Sparpolitik betreiben. Dies beinhaltet die defensive Annahme der Entwicklung der Kirchensteuer bis 2030. So wollen wir unsere Strukturen auf ein Kirchensteueraufkommen auf 770 Millionen Euro pro Jahr bis zum 2030 ausrichten“, so de La Lanne. Aus diesem ergebe sich ein Sparvolumen von 189 Millionen bis 2030.
Einbringung des Haushalts 2023 als PDF

Hilfe für steigende Energiekosten

Der Haushalt enthält Hilfen für steigende Energiekosten in finanziellen Notlagen, Hilfe für energetische Sanierungen, zu jeweils 5 Millionen Euro. Die Hilfen für steigende Energiekosten sollen für Kirchengemeinden und Dekanate gewährt werden, die Schwierigkeiten haben, ihre Einrichtungen wegen der stark gestiegenen Energiekosten aufrechtzuerhalten. De La Lanne: „Allerdings werden wir nicht alle zusätzlichen Energiekosten übernehmen können. Von den Kirchengemeinden und Dekanaten werden auch Energieeinsparungen erwartet. Erfreulich ist, in diesem Zusammenhang, dass wir auch 5 Millionen Euro in Investitionen zur Senkung des zukünftigen Energiebedarfs bereitstellen können. Hiermit wollen wir einen dauerhaften Beitrag leisten, um den Gemeinden langfristig und dauerhaft zu helfen.“ Zusätzlich enthalten sind auch drei Millionen Euro Kredit für die Diakonie, für die durch die Heizkostensteigerungen bedingten Mehrkosten.

Mittelfristige Finanzplanung

Die im vergangenen Jahr angekündigte Mittelfristige Finanzplanung beinhalte, dass in einem 5-jährigen Zeitraum finanziell geplant wird. Kernbestandteil dieser Mittelfristigen Finanzplanung werde die Verzahnung der Ausarbeitungen aus Profil und Konzentration werden. Hier sollten Handlungsfelder benannt werden, die prioritär und auch nicht prioritär zukünftig zu behandeln seien.

Neue Ansätze in der Finanzpolitik

In den nächsten zehn Jahren wird die Kirche mit größten Herausforderungen zu kämpfen haben, so de La Lanne. Entscheidend, so der Finanzreferent, würden die Mittelfristige Finanzplanung, das Einsparvolumen von 189 Millionen Euro, die neue Anlagestrategie sowie die Untersuchungsergebnisse der Tagungs- und Übernachtungshäuser die kirchliche Entwicklung bis 2030 beeinflussen. Mit der Mittelfristigen Finanzplanung schlug Patrick de La Lanne ein neues Modell vor: „Sollten wir Überschüsse erwirtschaften, können wir auch einen Teil in die Deckung des finanziellen Defizits hineingeben. Wir können so auch in Zukunftsprojekte investieren.“ De La Lanne nannte hier als Beispiel den prognostizierten Mittelbedarf für Klimaschutzmaßnahmen in der bayerischen Landeskirche von 800 Millionen Euro. Oberkirchenrat Patrick de La Lanne bat die Synode um Unterstützung für diesen neuen Politikansatz. Die Ausschüsse werden am Dienstag über die Finanzthemen beraten, Beschlüsse werden für Mittwoch, 23. November 2022, erwartet.

Ein "Zeichen der Anerkennung"

Einen überarbeiteten Entscheidungsvorschlag für den „Umgang mit den Auswirkungen der verpflichtenden Stellenteilung im Pfarrdienst“ brachte der Personalchef der Landeskirche, Oberkirchenrat Stefan Reimers, vor der Synode ein. Zwischen 1984 und 2009 erhielten in der bayerischen Landeskirche Pfarrerehepaare, die ihren Dienst antraten, zusammen nur eine ganze Stelle, auch wenn beide Ehepartner gern voll arbeiten wollten. Damit versuchte die Landeskirche der Situation zu begegnen, dass es deutlich mehr Bewerber als verfügbare Pfarrstellen gab. Alle ausgebildeten und geeigneten Theologinnen und Theologen sollten eingestellt werden. Doch bei den Betroffenen habe die „Zwangs-Stellenteilung“ vielfach zu Frust geführt und die berufliche Karriere erschwert. Darüber hinaus sei es zu entsprechenden Einbußen bei der Rente gekommen. Die Synodalen sollten jetzt darüber entscheiden, ob die betroffenen 667 Personen als gewisses „Zeichen der Anerkennung“ für die Zeiten im verpflichtenden Teildienst jeweils eine Einmalzahlung von 40.000 Euro erhalten.

"Es bleibt ein Kompromiss"

„Es handelt sich um Menschen, die wir mit unseren Entscheidungen zu etwas verpflichtet haben, was zum Schluss rechtlich nicht haltbar war“, so Reimers. Seit 1996 habe sich die Verpflichtung zur Stellenteilung nicht mehr mit dem Recht der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gedeckt. Die Einmalzahlung solle zur Anerkennung und Wertschätzung von Menschen dienen, die möglicherweise weit mehr über ihre halben Stellen hinaus gearbeitet, aber dafür nie eine Anerkennung erhalten haben. „Es ist und bleibt ein Kompromiss“, betonte der Oberkirchenrat. Ein Weg, der alle Betroffenen und Verantwortlichen voll und ganz zufriedenstelle und den unterschiedlichen Positionen gerecht werde, gebe es hier nicht. Darum solle das schwierige Thema verlässlich, transparent und reflektiert abgeschlossen werden. Die Synode verwies die Vorlage zur Diskussion in die Ausschüsse.

Überweisungen an die Ausschüsse

Weitere Gesetzesvorlagen betreffen die Länge der Amtszeit von Landesbischöf*innen und Regionalbischöf*innen und die Einrichtung einer Schwerbehindertenvertretung für Pfarrerinnen und Pfarrer. Sie werden nach der Einbringung an die Diskussion in den Ausschüssen überwiesen,

Bericht aus dem Finanzausschuss

Der Finanzausschussvorsitzende Joachim Pietzcker zeigte sich erfreut über einen Jahresüberschuss im Jahr 2021 von 98,9 Millionen Euro. Damit würden die hohen negativen Jahresabschlüsse der Vorjahre wenigstens teilweise wieder ausgeglichen. Auch der geplante Jahresüberschuss in der Haushaltsvorlage 2023 von 31,7 Millionen Euro sei nutzbar: „Wir bleiben handlungsfähig, was sich darin äußert, dass wir auf die aktuellen Energiekostensteigerungen zugunsten unserer Kirchengemeinden und unselbständigen Einrichtungen reagieren können“, so Pietzcker. Gleichzeitig warnte der Ausschussvorsitzende davor, auf lange Sicht mehr Mittel zu verbrauchen als eingenommen werden. Es sei eine Frage von Generationengerechtigkeit. Solange die mittelfristige Finanzplanung noch nicht zu greifbaren Ergebnissen geführt hat, empfahl der Finanzausschuss der Landessynode daher, die Vorsteuerung beizubehalten. Der allgemeine Vorsteuerungssatz für den Haushalt 2024, also das Zuschussvolumen, solle daher 0 Prozent betragen.

Intensive Gespräche

In der Pause wurde lebhaft über das Gehörte diskutiert: v. li. Malte Scholz, Katrin Vogelmann und Benedikt Kalenberg.

Wichtig: Kaffeepause

Auch beim Kaffee wurde weiter diskutiert: Alterspräsidentin Beate Scharbert-Zeidler im Gespräch mit Elisabeth Peterhoff und Hans-Christoph Oelker.

Prüfung ist Prozess der kontinuierlichen Verbesserung

Martin Finzel, der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses, stellte den Prüfbericht der Allgemeinen Kirchenkasse 2021 vor. „Es ist gut zu sehen, dass in den vergangenen Jahren die Feststellungen der Prüfung ernst genommen und Veränderungen angestoßen wurden. Somit wird Prüfung als Prozess der kontinuierlichen Verbesserung verstanden.“ Die Landessynode hat dem Landeskirchenrat und dem Landeskirchenamt für die Allgemeine Kirchenkasse 2021 die Entlastung ohne Einschränkungen erteilt.
Der Bericht des Rechnungsprüfungsausschusses als PDF

In der Pressekonferenz

Bei der Pressekonferenz am Montagmittag stellten sich das Synodenpräsidium, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Finanzreferent Oberkirchenrat de La Lanne und Finanzausschussvorsitzender Joachim Pietzcker den Fragen der Journalistinnen und Journalisten. Finanzen, Klimaschutz und Bischofswahl standen im Zentrum.

Preidel benennt Kriterien

Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel berichtet von der Arbeit des Wahlvorbereitungsausschusses. Insgesamt 61 Kirchenvorstände, Verbände, Pfarrkapitel und Synodale hatten Namen von Kandidatinnen und Kandidaten für das Bischofsamt eingereicht, 26 Personen wurden konkret benannt. Der Wahlvorbereitungsausschuss hat eine Kompetenzliste erstellt, konkret nannte die Synodalpräsidentin Leitungskompetenz, Leitungserfahrung und Begeisterung. Der Ausschuss prüft nun die Vorschläge anhand der Komptenzliste.

Auf dem Weg zum Kirchentag 2023

Generalsekretärin Christine Jahn überbrachte Grüße vom Präsidium des Kirchentags. Vom 7. bis 11. Juni 2023 werden viele Christinnen und Christen aus ganz Deutschland in Nürnberg und Fürth das Großevent feiern. Jahn warb für den Abend der Begegnung am 7. Juni: Kirchengemeinden aus ganz Bayern präsentieren sich an diesem Abend mit Ständen und Angeboten in Nürnberg. Bis 30. November können sich Gemeinden aus der Landeskirche bewerben. Jahn: „Ich finde es schön, wenn die Vielfalt der bayerischen Landeskirche zu sehen, zu fühlen und zu schmecken sein wird.“ Im Bild (v.l.) Kerstin Dominika Urban, Vorsitzende der Konferenz der Landesausschüsse des Kirchentags, Daniel Hufeisen, im bayerischen Kirchentagsteam zuständig für Gemeindekontakte und geistliches Programm, Generalsekretärin Christine Jahn sowie der Beauftragte der Landeskirche für den Kirchentag 2023, Philip Sommerlath.

Eckpunkte für veränderte Leitungsstrukturen

Die beiden Oberkirchenräte Christian Kopp und Prof. Dr. Hans-Peter Hübner stellten die Weiterarbeit des Landeskirchenrats in der Folge des Entwicklungsprozesses Profil und Konzentration vor. Im Zuge des Berichts brachte Oberkirchenrat Prof. Dr. Hans-Peter Hübner eine Vorlage zur Weiterentwicklung der Leitungsstrukturen in der ELKB ein. Diese beinhaltet eine verstärkte Zusammenarbeit von Kirchengemeinden, die Umstrukturierung von Leitungsaufgaben, eine Reduzierung der Dekanatsbezirke bei gleichzeitiger Steigerung des Leitungsanteils des Dekansamts sowie eine Reduzierung der Kirchenkreise. Eine Neuausrichtung des Landeskirchenamts befinde sich gerade in der Analysephase der bestehenden Organisationsstruktur und ihrer Optimierungsnotwendigkeiten. Auch die Rahmenbedingungen für die Landessynode nach ihrer zukünftigen Zusammensetzung, Mitgliederzahl und Arbeitsweise müssten überprüft werden.

Weitere Themen der strategischen Arbeit

Regionalbischof Christian Kopp skizzierte den Fortgang der Bearbeitung der weiteren Ziele aus Tutzing: eine Überprüfung der Kommunikationsarbeit der ELKB, die Überführung in ein flexibleres System mit Multiprofessionalität, berufsgruppenübergreifenden Besetzungen und einem professionellen Miteinander von kirchlichen und nicht-kirchlichen Berufen sowie die Betonung der Spiritualität als wesentliches Identitätsmaßnahme der Kirche. Abschließend bat der Regionalbischof alle Ebenen der Kirche, „weiter mit uns zusammen an der Gestaltung einer geistvollen und beziehungsreichen Kirche mitzuarbeiten“.

Gruß aus der Diakonie

Zum ersten Mal spricht Dr. Sabine Weingärtner, Präsidentin der Diakonie Bayern, ein Grußwort vor der Synode. Sie stellte sich selbst, aber insbesondere die Themen vor, die die Diakonie Bayern bewegen, „und die zugleich Themen sind, die auch die Kirche und die Kirchengemeinden bewegen.“
Dazu gehöre der Fachkräftemangel. Bayernweit müssten diakonische Träger bereits Stockwerke oder ganze Pflegeheime schließen. Die finanziellen Handlungsspielräume seien eng. Die Preissteigerung in den verschiedensten Bereichen führten bei einem Haus mit 100 Betten zu mehreren hunderttausend Euro Mehrkosten pro Jahr. „Es geht inzwischen um nicht weniger als um das blanke Überleben der diakonischen Einrichtungen und um das Zuhause der Menschen, die dort leben.“ Zudem werde die Not der Menschen immer größer, kämen immer mehr Hilfesuchende zur Diakonie. Die Nachfrage wachse kontinuierlich. Für viele Menschen seien die diakonischen Einrichtungen letzte Anlaufstelle. Weingärtner spricht aber auch von kreativen Ideen und innovativen Projekten von Diakonie und Kirche.
Als Jugendliche habe sie Diakonie immer als präsent erlebt, so die Präsidentin. Diese Präsenz sei derzeit gefährdet. Erste KASA-Stellen müssten geschlossen werden. „Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird uns das als Kirche und Diakonie in unseren Grundfesten erschüttern. Denn: „das diakonische Handeln gehört zum Grundauftrag von Kirche.“

Das Grußwort als PDF

Innovativ denken und arbeiten - in der Altenhilfe

Diakonievorständin Sandra Schuhmann, Simone Weber und Helena Armbrecht stellten innovative Projekte in der Altenhilfe vor, die vom Nachtragshaushalt der bayerischen Landeskirche gefördert wurden. Dabei standen Projekte zum Thema „spiritual care“, Springerkonzepte, Integrationsbegleitung und Pflegetechnologien im Mittelpunkt. Ziel war es, Pflegekräfte zu entlasten, zu gewinnen, zu qualifizieren und zu binden. Die Synodalen waren von den Ergebnissen begeistert und zeigten dies mit kräftigem Applaus, im Bild v.l. Martin Knodt, Uwe Lesche und Gerhard Gruner.

Verweisung der Eingaben und Anträge

Jeder und jede der 2,3 Millionen evangelisch-lutherischen Christen in Bayern kann eine Eingabe an die Landessynode richten. Auch die Synodalen selbst können Anträge stellen. Diesmal sind insgesamt 13 Eingaben und Anträge eingegangen, u.a. zum Thema Abendmahl mit Kindern, Photovoltaik auf denkmalgeschützten Gebäuden sowie Heizung von kirchlichen Gebäuden. Nach einer Vorberatung in den synodalen Ausschüssen wird über die Eingaben und Anträge im Plenum am Mittwoch, 23. November, entschieden.

Dank für die Stille

Mit einem Gebet, Fotografien von Tuva Braun und Musik luden Tanja Keller (München) und Gesine Clotz (Ottobrunn) zum Innehalten und zur Stille ein und beendeten nachdenklich und ruhig das Plenum am gefüllten zweiten Sitzungstag. Nach einem Abendimbiss ging es in die nicht-öffentlichen Sitzungen der Arbeitskreise.

Wiederaufnahme der öffentlichen Beratungen

Nach der nichtöffentlichen Sitzung der ständigen Ausschüsse am Vormittag wird am Mittwochnachmittag die Plenumssitzung mit der Behandlung von Vorlagen und Berichten fortgesetzt.

Einmalzahlung für "Zwangsstellenteiler*innen"

Nun ist es nach engagierter Diskussion bei 61 Ja-, 20 Neinstimmen und 15 Enthaltungen beschlossen: Kirchliche Mitarbeitende, die in den Jahren 1984 bis 2009 verpflichtend ihre Stelle teilen mussten, werden für die Zeiten im verpflichtenden Teildienst als „Zeichen der Anerkennung“ jeweils eine Einmalzahlung von 40.000 bzw. 30.000 Euro erhalten. Oberkirchenrat Stefan Reimers dankt der Synode dafür, dass sie diesen Kompromiss eingegangen ist, und hofft, dass nun eine Heilung erfolgen kann.(In Bild: Synodale Wolfgang zu Castell-Rüdenhausen, Robert Münderlein und Cornelia Opitz bei der Abstimmung )  

Jahresüberschuss in 2021

Die Landessynode stellte den Jahresabschluss 2021 in Höhe von 98,87 Millionen Euro fest. Das sei erfreulich, so der Oberkirchenrat der Finanzen, Patrick de La Lanne, insbesondere nachdem sich das Defizit im Vorjahr 2020 bedingt durch die Corona-Pandemie 66 Millionen Euro belaufen hatte. Der Bilanzielle Fehlbetrag konnte von 674 Millionen auf 575,20 Millionen Euro abgesenkt werden.

Erste Lesung der Haushaltsgesetze

Die Landessynode stellt den Jahresabschluss 2021 fest. Sie nimmt nun die ersten Lesungen der Gesetzesvorlagen vor. Darunter das Haushaltsgesetz und der Nachtragshaushalt, am Pult Synodale Anja Matthalm aus dem Rechts- und Verfassungsausschuss.

Vorsteuerung bei 0 Prozent - Bereich der Armutsprävention von Kürzungen ausgenommen

Die Landessynode beschließt den allgemeinen Vorsteuerungssatz für den Haushalt 2024 (Zuschussvolumen) auf Basis des Haushalts 2023 mit 0 Prozent. Auf Initiative des Ausschusses für Gesellschaft und Diakonie nimmt die Landesynode eine Willensbekundung vor, bei steigenden Personalkosten den Bereich diakonische Arbeit im Bereich der Armutsprävention von Kürzungen auszunehmen. Dazu gehöre, dass Bezirksstellen mit KASA (Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit) und Beratungsstellen in einigen, vor allem ländlichen Regionen Bayerns bei weiteren Kürzungen ihre Arbeit werden einstellen müssen. Damit würde sich Kirche aus ihrer diakonischen Arbeit und gesellschaftlichen Verantwortung weiter zurückziehen. Bis zur Herbstsynode 2023 soll eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob die diakonische Arbeit als eine zentrale Wesensäußerung von Kirche weiter ausreichend finanziert sein wird. Die Diakonie brauche eine langfristige Perspektive mit Planungssicherheit spätestens ab 2025, dafür sprach sich die Synodale Sandra Schuhmann, Vorständin der Diakonie Bayern.

Pause mit Musik

Auch das ist Landessynode: In einer kurzen Pause werden die Blasinstrumente hervorgeholt. Die Synode singt "Großer Gott wir loben Dich". Dann wird weiterberaten.  

Spaß am Musizieren

Mit viel Schwung dirigiert Kirchenmusikdirektorin Ingrid Kasper (Bamberg) das kleine Bläserensemble.  

Auf dem Weg zum Klimaschutzgesetz

Im November 2021 hat die Synode auf einen Dringlichkeitsantrag hin beschlossen, dass es in der ELKB bis Ende 2022 ein Klimaschutzgesetz geben soll, durch das der Klimaschutz eine höhere Verbindlichkeit erhält. Personelle und finanzielle Mittel für die nötigen Maßnahmen sollen darin gesichert werden.

Einen Einblick in den Stand der Arbeit am Klimaschutzgesetz gibt der Leiter der Abteilung gesellschaftsbezogene Dienste, Oberkirchenrat Stefan Blumtritt. Grundlegend für die Überlegungen sei die Klimaschutzrichtlinie, die die EKD beschlossen hat und die besagt, dass die Gliedkirchen bis spätestens 2045 netto-treibhausgasneutral werden sollen. Bis zum Jahr 2035 sollen die Emissionen gegenüber dem Jahr 2023 um 90 Prozent zurückgehen.

Der Bericht als PDF 

Für alle Arbeitsbereiche verbindlich

Auf dem Weg zu diesem Gesetz beginne die Landeskirche nicht bei null. Blumtritt nennt einige Maßnahmen, die seit 2007 bereits in der Landeskirche ergriffen wurden – vom Beitritt zur Klimaallianz und der Klimasynode 2009, bis zu einem integrierten Klimaschutzkonzept 2019.

Durch das Klimaschutzgesetz solle der Klimaschutz als Querschnittsaufgabe aller Arbeitsbereiche verbindlich festgeschrieben und so ein selbstverständlicher Teil kirchlichen Handelns und Entscheidens werden. Dazu gehöre, dass verbindlich Wege zur Reduktion aufgezeigt und Erfolge evaluiert würden. Das sei nicht ohne organisatorische Unterstützungsstrukturen und die nötigen Haushaltsmittel für Investitionen, Begleitung und Beratung möglich.
Die größte Herausforderung seien die finanziellen Aufwendungen für die Umsetzung des Gesetzes, so Blumtritt.

Derr Bericht als PDF 

Es geht voran

Zur Frühjahrssynode 2023 wird den Synodalen (im Bild: Karl-Friedrich Wackerbarth und Tanja Keller) das Gesetz vorgelegt. Jetzt schon betreuten zwei Klimaschutzmanager*innen die Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzepts, Gemeinden erhielten Unterstützung dabei, ihr Grünes Datenkonto zu pflegen. „Denn nur wer seine Verbräuche kennt, weiß, wo am besten gespart werden kann.“ Auch bei Gebäuden und Liegenschaftsplanung würde der Bedarf geklärt, um aktuelle und zukünftige Planungen am Ziel der Klimaneutralität auszurichten. Darüber hinaus sei je eine Stelle Klimaschutzkoordination in allen Verwaltungsverbünden sowie Pilotprojekte geplant. Das Team des Beauftragten für Um welt- und Klimaarbeit in der ELKB und der Gemeindeabteilung begleite den Prozess.

Der Bericht als PDF   

“Ein Aufruf zum gemeinsamen Handeln”

Gabriele Hoerschelmann, Sr Nicole Grochowina und Renate Käser berichten von der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen Anfang September in Karlsruhe. Bei dieser Vollversammlung war das Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ eine wichtige Leitplanke. „Die Welt ist heute in vielen Fragen wenig versöhnt und noch weniger geeint. Die zunehmende Zerrissenheit von Ländern in kriegerischen Konflikten, wie aktuell dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine, die Bedrohung von demokratischen Grundwerten, und nicht zuletzt die schwelende Klimakrise sind auch in dieser Vollversammlung schmerzhaft spürbar geworden“, erläutert Gabriele Hoerschelmann. Begeistert erzählte Sr. Nicole Grochowina von der Theologie der Gemeinschaft, die sie dort in Gebetszeiten, Bibelarbeiten und Gottesdiensten erlebt hat. Renate Käser stellt Aspekte der Vollversammlung vor, die für ihre Praxis als Religionspädagogin wertvoll waren. Impressionen von der Vollversammlung - ein Film von Axel Mölkner-Kappl.

Sehet die Vögel unter dem Himmel

Am Bild von ziehenden Vögeln verdeutlicht Wolfgang Graf zu Castell-Rüdenhausen in seiner späten Abendandacht wie er sich Zusammenarbeit in der Synode vorstellt. Was, wenn die Grundprinzipien eines solchen Zugs -  Kohäsion – Zusammenhalt , Separierung – Entmischung und Anpassung – Angleichung in der Synode praktiziert werden?

• Den Anderen wahrnehmen, aufeinander achten
• Dem Anderen seinen Raum lassen, ihn mit dem eigenen Plänen nicht einsperren, den eigenen Kurs an den anderen anpassen, damit er Raum hat
• Die gemeinsame Richtung; Gott als Grund und Ziel des Lebens anerkennen.

Wolfgang zu Castell:„Wir gehen nicht im Gleichschritt. Jeder geht seinen Weg. Jeder bringt sich ein mit seinen Gaben, seinen Wünschen und seinem Tun. Die gemeinsame Richtung bekommt der Schwarm durch das gemeinsame Ausgerichtet- Sein auf Gott.“

"Der Herr ist mein Licht und mein Heil"

Der letzte Sitzungstag beginnt. In ihrer Morgenandacht fragt Elke Zimmermann, München, nach den großen Ängsten der Menschen. Diese hätten die Menschheit oft gerettet, nur: „Das ist eine kurzfristige Energie, die wirklich nur für den Notfall hilft.“ Das "Fürchte Dich nicht!“, das 366 mal in der Bibel vorkomme – für jeden Tag inklusive Schaltjahr – sei eine Zusage für eine grundsätzliche Lebenseinstellung, die man täglich gebrauchen könne. Was wird in Zukunft auf uns zukommen? Schönes oder Schlechtes – beides liege nicht in unserer Hand. „Aber heute ist der Tag, an dem wir handeln können“, so Zimmermann.

Frieden, Schöpfung, Sexualisierte Gewalt

In ihrem Bericht aus der verbunden Synodaltagung der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zeigt die Synodale Gianna von Crailsheim die Themenfülle, mit der sich die Delegierten und die berufenen bayerischen Vertreterinnen und Vertreter auf der Tagung beschäftigt haben.

Diskussion um den assistierten Suizid

Über die Schwerpunkte des synodalen Unterausschusses Ethik in Medizin und Biotechnik der letzten zwei Jahre informiert Christina Flauder. Motiviert durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das § 217 StGB als verfassungswidrig erklärt und mit sofortiger Wirkung aufgehoben hat, habe sich der Ausschuss insbesondere mit dem Thema „Assistierter Suizid“ und einer aktualisierten Handreichung zu Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung beschäftigt. Die Konsequenzen dieses BVG-Urteils seien in ihrer Reichweite schwer absehbar. Es sei für das Selbstverständnis von Christinnen und Christen von großer Bedeutung. Deshalb brauche der Diskurs über den assistierten Suizid neben Gewissenhaftigkeit, Hörbereitschaft und Respekt vor dem Andersdenkenden auch die Vergewisserung darüber, welches geistliche und ethische Fundament die Diskussion trage.

Der Bericht als PDF

"Es geht um jedes einzelne Menschenleben"

Nach Auffassung des Unterausschusses entspreche es dem evangelischen Verständnis von Freiheit und Verantwortung, divergierende Positionen sowie ihre Begründungen und erwartbaren Folgen transparent zu machen und damit Entscheidungsvoraussetzungen für eine mündige Teilnahme des Einzelnen und der Kirche insgesamt am Diskurs aufzuzeigen, so Flauder.
„Dazu gehört allerdings auch Klarheit darüber, aufgrund welcher Kriterien und mit welchen Zielen Argumente und Gegenargumente gebildet und ausgetauscht werden. Eine der Sache angemessene Ernsthaftigkeit und Sorgfalt in der Durchdringung des Themas und ein respektvoller Austausch erscheinen uns geboten.“ Schließlich gehe es um zentrale Fragen zu Leben und Sterben, um Fragen nach dem christlichen Menschenbild und nach Gott. „Letztlich geht es um jedes einzelne Menschenleben, dessen irdische Existenz im Falle eines Suizids bzw. eines assistierten Suizids beendet wird.“
Weiterhin stellt Christina Flauder Grundannahmen vor, die der Unterausschuss formuliert hat, und bittet die Synode diese zu prüfen und sich ihrerseits zu eigen zu machen.
Der Bericht mit den Grundannahmen als PDF

Eine engagierte Diskussion

Der Vortrag von Christine Flauder wirkt bei den Synodalen nach (Im Bild Stefanie Schardien). Sie diskutieren die vorgeschlagenen Grundannahmen und die Bedeutung des Themas für die Landeskirche und für diakonische Einrichtungen. Auf der Frühjahrstagung der Landessynode 2023 wird bei der Vorstellung der aktualisierten Handreichung noch einmal Gelegenheit zur Diskussion geben.

Situation bedrängter Christen

In einer aktuellen Stunde beschäftigt sich die Synode mit der Situation der bedrängten Christinnen und Christen im Iran und weltweit: Die Synodale Barbara Becker (Mitte)  interviewt die Studentin Saghar Kia aus dem Iran und Gholamreza Sadeghinejad, Referent auf der Projektstelle der ELKB für die interkulturelle Arbeit mit geflüchteten Christen (v.l.), die von  der Bedrängnis im Iran und ihrer Situation in Deutschland berichten.

Kirchenrat i.R. Klaus Rieth (re), langjähriger Leiter des Referats Mission, Ökumene und Entwicklung im evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart führt aus, wie unterschiedlich die Bedrängnis aussehen kann: Das beginne bei der Notwendigkeit, das Christentum verborgen zu leben, weil sonst Repressionen oder schlechtere Chancen zu befürchten seien, und ende dort, wo das Tragen eines Kreuzes schon lebensgefährlich sein könnte. Oft vermischten sich die Verfolgung von Christen mit anderen Themen: soziale Unterschiede, Ressourcenkonflikten sowie Konflikten zwischen Gebildeten und Ungebildeten. Besonders bedrängt würden Christen in Nordkorea. Rieth nannte aber auch zwei Länder, in denen zum Teil von der Öffentlichkeit unbemerkt Christen verfolgt werden: Mosambik und Nigeria.
Leidenschaftlich fordert Oberkirchenrat Michael Martin dazu auf, die Weltkirche im Blick zu behalten – auch vor der eigenen Haustür. „Mitten unter uns ist die ganze Weltweite Kirche präsent.“ Und mit den Menschen seien ihr Freud und ihr Leid in Deutschland. Manche Kirchengemeinden würden ganz selbstverständlich in ihren Kirchen interkulturellen Gemeinden beherbergen, berichtet Martin. Er ermuntert dazu, die eigene Tür zu öffnen und hinzusehen, welche Christen mit welchen anderen Geschichten unter uns sind.

Lebhafte Aussprache und Gebet

In einer offenen Aussprache teilen die Synodalen ihre vielfältigen Begegnungen mit Christen in Bedrängnis und befragen die Gäste zu ihren Erfahrungen. Das Thema soll wachgehalten werden, so die vielstimmige Meinung. „Wir wollen nicht instrumentalisieren, wir wollen nicht ungastlich sein, wir wollen nicht, dass die Falschen einen Ablehnungsbescheid vom BAMF erhalten“, fasst Barbara Becker ihre Eindrücke aus dem Gespräch zusammen. Dagegen wolle die Synode Informationen erhalten und geben. „Wo können wir als Kirche noch anders unsere Expertise den Behörden und Entscheiden zur Verfügung stellen?“ Insbesondere die Frauen sollten im Blick behalten werden. Notwendig sei es, genau hinzusehen und zu lernen, wo ein lautes Einschreiten und wo leise Zurückhaltung geboten sei.

Mit einem bewegenden Friedensgebet schließt die aktuelle Stunde.

Landessynode beschließt Haushalt

Die Landessynode beschließt den Haushalt für das Jahr 2023 – einstimmig. Die Erträge belaufen sich auf 979,7 Millionen Euro und die Aufwendungen auf 948 Millionen Euro. Damit werden Überschüsse in Höhe von 31,7 Millionen Euro erwartet. Auch der Nachtragshaushalt wird bei zwei Enthaltungen angenommen.
Alle Infos zum Haushalt 2023 in der Themenwelt Kirche und Geld.

Hilfen für steigende Energiekosten für Kirchengemeinden und Dekanate

Der Haushalt enthält Hilfen für steigende Energiekosten in finanziellen Notlagen, Hilfe für energetische Sanierungen, zu jeweils 5 Millionen Euro. Die Hilfen für steigende Energiekosten sollen für Kirchengemeinden und Dekanate gewährt werden, die Schwierigkeiten haben, ihre Einrichtungen wegen der stark gestiegenen Energiekosten aufrechtzuerhalten. Ein Film von Axel Mölkner-Kappl.

Bischöf*innen zukünftig zehn Jahre im Amt

Zur Verkürzung der Amtszeit des Landesbischofs von zwölf auf zehn Jahre ist eine Verfassungsänderung nötig, vier Ausschüsse haben dazu sehr differenziert vorberaten und tragen ihre Ergebnisse vor. Mit einer knappen Zweidrittelmehrheit von 72 Stimmen beschließt die Landessynode nach eingehender Diskussion die Amtszeitverkürzung.

Weitere Gesetzesvorlagen beschlossen

Weitere Gesetzesänderungen, die Organisationsthemen in der bayerischen Landeskirche sind beschlossen, hier zu nennen Änderungen im Kirchlichen Zusammenarbeitsgesetz oder bei der strukturellen Sicherung der kirchengemeindlichen Arbeit. Bei der Abstimmung Elke Zimmermann und Florian Büttner.

Landeskirchenweit Abendmahl mit Kindern

Mehrere Dekanate haben eine Eingabe zum Abendmahl mit Kindern bei der Synode eingereicht. Die Praxis sei hier sehr unterschiedlich und führe zu Verwirrung. Die Dekanate baten um eine einheitliche Regelung. Mit großer Mehrheit bittet die Landessynode den Landeskirchenrat, im Anwendungsgesetz der ELKB zu den Leitlinien kirchlichen Lebens der VELKD die uneingeschränkte Zulassung von Kindern zum Abendmahl für alle Gemeinden einheitlich zu regeln und sich bei der VELKD für eine entsprechende Verdeutlichung in den Leitlinien einzusetzen.
Alle Beschlüsse zu den Eingaben und Anträgen als PDF

"Der Herr segne euch"

Mit dem Segen beendet Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm die Herbstsynodaltagung in Amberg. Die Mitglieder der Landessynode treffen sich wieder vom 26. bis 31. März 2023 in München. Neben der Bischofswahl ist ein Schwerpunkttag zum Thema "Celebrating Communio" geplant.