Diakoniemarkt auf der Frühjahrstagung in Augsburg.

Diakoniemarkt auf der Frühjahrstagung in Augsburg.

Bild: MCK

Schwerpunktthema Diakonie

Diakonische Kirche – Kirchliche Diakonie

Angesichts des hohen Armutsrisikos auch im Freistaat hält die Präsidentin der Diakonie Bayern, Sabine Weingärtner, soziale Angebote von Diakonie und Kirche für unverzichtbar.

In ihrer Predigt zur Eröffnung der Frühjahrssynode 2025 berichtete Dr. Sabine Weingärtner, Präsidentin des Diakonischen Werks Bayern, die Geschichte einer jungen Frau, die nach Jahren auf der Straße durch die Unterstützung einer Wärmestube den Weg zurück in ein geregeltes Leben gefunden hat. Ihre persönliche Veränderung stehe sinnbildlich für das Gleichnis vom Weizenkorn aus dem Johannesevangelium: Erst wenn das Korn in die Erde fällt, kann Neues wachsen. Weingärtner betonte, dass echter Mut nicht das Fehlen von Angst bedeute, sondern die Entscheidung, trotz Angst zu handeln und einen Neuanfang zu wagen.

Diese Haltung sei nicht nur individuell wichtig, sondern auch ein Auftrag an Kirche und Diakonie, gerade angesichts zunehmender Armut, Wohnungslosigkeit - mehr als 50.000 Menschen in Bayern - und gesellschaftlicher Kälte.  

Gesellschaft mitgestalten 

Weingärtner übertrug in ihrer Predigt das Bild des Weizenkorns auch auf kirchliches und diakonisches Handeln: Wer etwas aus der Hand gebe, wer sich trotz Unsicherheiten engagiere, könne Teil einer tiefgreifenden Veränderung sein. Mit über 300.000 haupt- und ehrenamtlich engagierten Menschen allein in Bayern hätten Kirche und Diakonie die Kraft, das gesellschaftliche Miteinander mitzugestalten – durch Taten, die aus Glauben und Mitgefühl wüchsen.   

Frühjahrssammlung eröffnet 

Die Frühjahrssammlung des Diakonischen Werks Bayern wurde im Gottesdienst eröffnet und steht unter dem Motto „Mut gegen Armut“. Ziel ist es, armutsorientierte Projekte zu unterstützen und Menschen in Not zu helfen. Die Sammlung lief bis zum 6. April.  

Film von Axel Mölkner-Kappl zum Eröffnungsgottesdienst

Diakonisches Profil im 21. Jahrhundert. Folgerung für Diakonie und Kirche 

In seinem Impulsvortrag vor der Landessynode widersprach Prof. Markus Schmidt, Professor für Praktische Theologie und Diakoniewissenschaft an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld, sowohl der These, diakonisches Handeln unterscheide sich nicht von anderem menschlichem Helfen, als auch der Theorie, nur diakonische Hilfe sei „echte” christliche Hilfe.  Schmidt entfaltete seine These dagegen vom „Ecce homo“ der Bibel her: Ein Blick, der tiefer gehe und im leidenden, verletzlichen Menschen die unverlierbare Würde erkenne. Dabei stellte Schmidt klar, dass Diakonie und Kirche keine getrennten Bereiche seien Gegen die Trennung von religiöser Kommunikation und sozialer Dienstleistung argumentierte Schmidt, dass die Diakonie gerade innerhalb moderner systemischer Aufspaltung in Gesundheit, Wirtschaft und Recht die Logiken religiöser Kommunikation sichtbar machen könne und solle. Die Kirche wiederum dürfe sich nicht auf ihr „Kerngeschäft“ der Verkündigung zurückziehen, sondern müsse sich selbst als Diakonie neu entdecken.  

Vielfältige Impulse zu diakonischen Initiativen  

In Workshops informierten sich die Synodalen konkret zu Themen wie Diakonisches Lernen, Quartiersarbeit, Begleitung am Lebensende, Diakonievereine vor Ort, die gemeinsame Nutzung von Gebäuden oder zu Vesperkirchen. In der Mittagspause tauschten sich die Synodalen engagiert mit Mitarbeitenden der Diakonie auf dem „Diakoniemarkt” über Angebote und diakonische Initiativen aus.   

„Schiedlich - friedlich. Jetzt ist für mich die Zeit, bei beiden den Mehrwert eines Miteinanders zu entdecken.  Die Herausforderung dabei: die jeweiligen 'Wagenburgen' aus gewohnten Argumenten zu verlassen und offen aufeinander zuzugehen.  Beide werden sich verändern müssen, Kirche und Diakonie. Warum nicht zusammen?”

Dr. Markus Ambrosy

Kirche und Diakonie –  ein starkes Miteinander für die Zukunft   

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Diakonie über die gemeinsame Verantwortung im Sozialraum, wirtschaftliche Herausforderungen und das diakonische Profil.   

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Diakonie.

Bild: MCK

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Diakonie

Joachim Pietzcker (Foto: 1. v. l.), Mitglied des Landessynodalausschusses und Vorsitzender des Finanzausschusses, betonte die Untrennbarkeit von Kirche und Diakonie: „Die Diakonie ist ein unauflösbarer Bestandteil der Kirche. Ohne die Diakonie macht die Kirche keinen Sinn.“ Gleichzeitig mahnte er einen verantwortungsvollen Umgang mit wirtschaftlichen Zahlen an und sprach sich für ein professionelles Frühwarnsystem zur Krisenprävention in kleinen diakonischen Einrichtungen aus.  

Lisa Wieland (Foto: 1. v. r.), Vorsitzende des Ausschusses Gesellschaft und Diakonie, verwies auf die hohe Motivation in diakonischen Berufen. Sie hob das wertschätzende Miteinander und das christlich geprägte Arbeitsumfeld hervor – ein Aspekt, den viele als sinnstiftend erleben: „In der Diakonie steckt so viel Kirche drin – da muss ich gar nicht erst suchen.“   

Für die Präsidentin des Diakonischen Werks Bayern, Dr. Sabine Weingärtner (Foto: 2. v. l.), ist das diakonische Profil mehr als ein Aushängeschild. Die Art und Weise, wie Hilfe geleistet werde, unterscheide diakonische Einrichtungen von anderen Trägern. Dazu gehöre auch eine stärkere diakonische Prägung in der Ausbildung kirchlicher Mitarbeitender: „Ich würde mir wünschen, dass Diakonie noch stärker kirchlich verankert ist.“   

Oberkirchenrat Stefan Blumtritt (Foto: 2. v. r.), Leiter der Abteilung Kirche und Gesellschaft, verwies auf neue Wege der Kooperation: Durch gezielte Zusammenarbeit bei kirchlichen Gebäuden könne Synergie entstehen, die beiden Seiten diene. „Lieber mit der Diakonie gut bespielt als einen Riesengewinn gemacht.“  Zudem sprach sich Blumtritt für ein stärkeres Augenmerk auf Armutsvermeidung aus – ohne andere Bereiche zu vernachlässigen.  

Film von Axel Mölkner-Kappl zum Diakonietag

09.04.2025
ELKB