"Das Recht auf Bildung steht Jung und Alt, Arm und Reich gleichermaßen zu."
Bild: skynesher
Bildungspolitik
Bildung für alle
Und wenn ich wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. (aus 1. Kor 13)
Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern nimmt mit Sorge Stellung zu aktuellen Problemen der Bildungspolitik. Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler, Eltern und Studierende reagieren mit Verunsicherung darauf, dass staatliche Einsparungsvorgaben im Bildungsbereich unter übergroßem Zeitdruck und ohne den notwendigen Dialog durchgesetzt werden. Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit von staatlichen Sparmaßnahmen warnt die Landessynode vor den Folgen überzogener Ausgabenkürzungen im Bildungsbereich.
• Erhalt und Stärkung des Religionsunterrichts dienen dem gesamten Gemeinwesen. Allen muss an der Vermittlung des Wertebewusstseins an kommende Generationen gelegen sein. Eine Kürzung des Religionsunterrichts in der 3. und 4. Jahrgangsstufe der Grundschulen widerspräche diesem Ziel. Im Interesse der Schülerinnen und Schüler und unserer ganzen Gesellschaft protestiert die Landessynode gegen diese Streichungen.
• Das flächendeckende Netz an Angeboten der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit ist eine wesentliche Voraussetzung für das Erlernen von sozialer Kompetenz, Streitkultur und Demokratiebewusstsein. Deshalb wendet sich die Landessynode mit Nachdruck gegen überproportional hohe Kürzungen in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit.
• Die Evangelische Kirche entspricht mit ihren Angeboten der Erwachsenenbildung dem gesellschaftlichen Auftrag einer Bildung für alle. Die Landessynode ermutigt zu einem verstärkten Dialog zwischen kirchlichen und anderen Trägern der Erwachsenenbildung über tragfähige Konzepte und die notwendige Angebotsbreite. Verlässliche staatliche Förderung ist dafür Voraussetzung.
22.02.2016
ELKB
• Die theologischen Fakultäten und theologischen Lehrstühle an anderen Fakultäten erfüllen neben der Ausbildung zum Pfarrer- und Lehrerberuf einen unverzichtbaren Bildungsauftrag der Universität im interdisziplinären und gesamtgesellschaftlichen Diskurs (z.B. Fragen der Medizinethik, Gentechnologie, dem interreligiösen und interkulturellen Dialog).
Die Landessynode hält Fortbestand und angemessene Ausstattung der zwei evangelisch-theologischen Fakultäten in Bayern für unabdingbar. Ihren eigenen Beitrag leistet die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern in diesem Bereich durch die finanzielle Förderung der Kirchlichen Hochschule in Neuendettelsau.
Die Landessynode dankt ausdrücklich allen, die Verantwortung in Erziehung, Bildung und Ausbildung tragen und engagiert wahrnehmen. Sie fordert den Bayerischen Landtag, die Bayerische Staatsregierung und alle an der Bildungsreform beteiligten Kräfte auf, sich auf ein zukunftsfähiges bildungspolitisches Gesamtkonzept zu verständigen. Dabei sind Aspekte der Bildungsreform und der Ausgabenkürzungen sorgfältig zu unterscheiden.
Die Landessynode empfiehlt allen Gemeinden, Ämtern und Einrichtungen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, sich mit ihren Angeboten in der Kinder- und Jugendarbeit verstärkt im Alltag der Schule zu engagieren – insbesondere bei Ganztagsschulen und bei Hauptschulen mit Ganztagsbetreuung.
Als Kirche bringen wir in die Bildungsdebatte ein Menschenbild ein, das sich dem Glauben an den dreieinigen Gott verpflichtet weiß. Es gehört zu den befreienden Erfahrungen, dass dieser Glaube uns auch in Krisen trägt und Gestaltungsfreiheit für unser Leben eröffnet. Das Recht auf Bildung steht Jung und Alt, Arm und Reich gleichermaßen zu. Evangelisch verstandene Gerechtigkeit tritt ein für ein Recht auf Bildung für alle.
Heilsbronn, 25. März 2004