Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel

Preidel: "Denn “echt evangelisch” heißt: Zuhören. Innehalten. Nachdenken. Zweifeln. Worte finden. Meinungen bilden. Protestieren, wo Wahrheit und Klarheit fehlen. Vielfalt zulassen. Resonanzräume öffnen."

Bild: elkb/mck

Evangelische Akademie

Synodalpräsidentin lobt Gesprächskultur

Orte der Orientierung wie die Evangelische Akademie Tutzing und ihr bayernweit aktiver Freundeskreis werden nach Einschätzung der Präsidentin der bayerischen Landessynode, Annekathrin Preidel, gerade jetzt gebraucht.

Die Bedeutung evangelischer Gesprächskultur im gesellschaftlichen Diskurs hat die Präsidentin der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Dr. Annekathrin Preidel, hervorgehoben. In ihrem Grußwort für das gerade erschienene Jahresheft 2022/2023 des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing betonte sie, dass diese Kultur nicht von schnell getwitterten Kurzmitteilungen und vom Posten inszenierter Trugbilder lebe, die Wirklichkeit nur vortäuschten, sondern von der geduldigen Auseinandersetzung mit Positionen und Einschätzungen. Sie brauche das Argument, nicht die Parole, die Kultur der differenzierten Urteilsbildung, die direkte Begegnung und immer wieder den Bezug zu Gott.

Gerade jetzt, da alte Sicherheiten ins Wanken geraten und sich Resignation, Erwartungsmüdigkeit sowie Erschöpfung breit machen, “brauchen wir Orte der Orientierung, wie sie die Evangelische Akademie Tutzing und ihr Freundeskreis bieten, dringender denn je”, so Preidel. So wertvoll es gewesen sei, während der akuten Phase der Pandemie Beziehungen digital aufrechterhalten zu können, sei auch deutlich geworden, wie wertvoll Beziehungen in Präsenz seien. Die Qualitätssteigerung der Begegnung durch den Dialog im mehrdimensionalen, analogen Raum gegenüber dem eindimensionalen Austausch am Bildschirm sei ein großer Gewinn. Gerade jetzt seien Netzwerke an der Basis, wie sie der Freundeskreis der Akademie biete, besonders wichtig. So trage er zu einer gesellschaftlichen Dialogkultur bei, die jede Demokratie brauche.

Denn “echt evangelisch” heißt: Zuhören. Innehalten. Nachdenken. Zweifeln. Worte finden. Meinungen bilden. Protestieren, wo Wahrheit und Klarheit fehlen. Vielfalt zulassen. Resonanzräume öffnen.

Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel in ihrem Grußwort

Auch persönlich verbindet Preidel mit der Evangelischen Akademie in Tutzing viel: "In der Evangelischen Akademie Tutzing mit ihrer einzigartigen Lage am Ufer des Starnberger Sees und dem immer wieder beeindruckenden Weitblick finde ich Klarheit in dieser immer komplexer werdenden Welt. Ich finde Antworten für mich allein und ich finde Antworten in der Gemeinschaft der Gäste, Vortragenden und Tagungsteilnehmer:innen, die sich hier immer wieder versammeln", so Preidel.

Mit der Evangelischen Akademie Tutzing und ihrem Freundeskreis würden auch Menschen angesprochen, die der Kirche nur lose verbunden seien oder die sich neu für diese interessieren. Preidel: "Der Freundeskreis legt über ganz Bayern ein Netzwerk, das öffentliche Räume für differenzierte Reflexion anbietet, offene Orte der Begegnung, an denen sich die Stimme des Protestantismus in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt, Orte der Kreativität, an denen auch die Rolle der Kirche in der Gesellschaft von morgen neu gedacht und gestaltet werden kann. Über die lokalen Standorte des Freundeskreises bildet sich so die Pluralität ab, die offen und notwendig ist für den kritischen Dialog zwischen Theologie und Kirche auf der einen und Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft auf der anderen Seite."

Die Evangelische Akademie Tutzing

Die Evangelische Akademie Tutzing wurde 1947 gegründet. Sie führt Menschen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Medien und Kirche zusammen und fördert durch den Diskurs die Suche nach Lösungen in der Zivilgesellschaft. Ihr Freundeskreis, 1949 initiiert, umfasst bayernweit mehr als 1.000 Mitglieder und ergänzt in örtlichen Freundeskreisen die regionale Bildungsarbeit.

11.01.2023
EAT/ELKB