Ihre Vision von der Kirche derZukunft entwickelte Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel (Archivbild) am Reformationstag in Augsburg.
Bild: ELKB/mck
Synodalpräsidentin zum 31. Oktober
"Zeit für eine geistliche Energiewende"
Christen arbeiteten an der Zukunft der Kirche, indem sie dem Heiligen Geist Landebahnen bauten und Veränderungen Raum gäben, so Annekatrin Preidel. Und mit Veränderungsprozessen hätten evangelische Christen seit mehr als 500 Jahren, die seit der Reformation vergangen seien, gute Erfahrungen gemacht. Die Feiern zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017 hätten gezeigt, „dass sich neue und bleibende Begeisterung einstellt, wenn alte reformatorische Werte wiederentdeckt und gelebt werden".
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Es sei die Zuwendung Gottes, „die die Welt im Innersten zusammenhält“. Wer das erkenne, sehe die Welt als einen „kostbaren Ort, um den Gott kämpft und den Gott nicht verloren gibt“. Eine Kirche der Gnade sei „ehrfürchtig vor dem Leben“, gehe „respektvoll und kreativ mit der Natur um“ und respektiere Andersdenkende.
Die evangelische Kirche könne in der Kombination von reformatorischen Werten und uneingeschränkter Offenheit für den Heiligen Geist „eine Kirche sein, in der die Gläubigen und ihre Gemeinden neue Vitalität, neue Relevanz und neues Wachstumspotential erleben“, so Preidel. Diese Einsicht sollte fruchtbar gemacht werden auf dem Weg zum Jahr 2030, zum 500-jährigen Bestehen der Confessio Augustana, dem grundlegenden Bekenntnis der lutherischen Kirche.
"Es ist Zeit für eine geistliche Energiewende - weg von menschlicher Kraftanstrengung, hin zu nachhaltiger Energieversorgung durch den Heiligen Geist. Nur mit einer solchen Energiewende und einer gesunden
Begeisterung wird die Kirche auch in Zukunft kraftvoll und anziehend sein."
Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel
Anhand der Bitte aus dem Vaterunser "Dein Reich komme!" entwickelte dieSynodalpräsidentin ihre Vision für die Zukunft der Kirche. "Wie würde eine Kirche aussehen, die sich in den weiten Raum der Hoffnung auf das Reich Gottes hineinstellt? Wie würde eine Kirche aussehen, in der die Zukunft des Reiches Gottes zum Vorschein
kommt? " Eine solche Kirche sei weniger Organisation, sondern eher "Vermittlerin zwischen der Welt und einem Reich, das nicht von dieser Welt ist".
Preidel nannte zwölf Dimensionen einer für das Reich Gottes aufgeschlossenen Kirche:
Eine gnädige und barmherzige Kirche
Die Kirche der Zukunft lasse Gott auf sich zukommen und lebe aus der Gnade: "Wir können Gnade nicht erzeugen, sondern nur empfangen, ausstrahlen und weitergeben." Weiterhin sei die Kirche der Zukunft gastfreundlich: "Als Gemeinde öffnen wir uns für Gäste. Dadurch, dass wir ein Stück Leben miteinander teilen, werden wir füreinander zu Gastgeberinnen und Gästen und umgekehrt." Auch Barmherzigkeit sei ein Wesensmerkmal dieser Kirche: "Wenn wir zurückblicken und die vergangenen Zeiten verherrlichen oder wenn wir nach vorn schauen und von utopischen Zukunftsvisionen reden, dann verkennen wir die Möglichkeiten der Gegenwart.Seien wir also barmherzig und konzentrieren wir uns auf diejenigen, denen wir zum Zeichen des Reiches Gottes und seiner Barmherzigkeit werden können." Und in der Kirche der Zukunft lebe Gerechtigkeit: "Es bedarf eines gesellschaftlichen, eines gemeinschaftlichen Miteinanders, das allen Menschen ein besseres Leben ermöglicht, als wenn sie nur auf ihre eigenen Anstrengungen angewiesen werden."
Gott ist unterwegs mit uns
Weitere Dimensionen dieser Kirche seien laut Preidel Verlässlichkeit, Seelsorge und eine starke Ausstrahlung. Die Kirche der Zukunft vermittle Geborgenheit und mache Menschen Mut, sei aber auch selbst mutig. In ihr sei die Hoffnung lebendig und werde Segen weitergegeben.
Der Dreiklang Geist, Glaube und Gemeinschaft gebe ihr Vertrauen in die Zukunft und mache ihr Mut, Kirche zu gestalten, so die Synodalpräsidentin. "Denn mitten in diesem Kräftedreieck begegne ich Gott. Er ist da, und er ist unterwegs mit uns!"
02.11.2022
ELKB